Welsch Korn | Mais

Zea mays

Ich hab noch zuor zeit kein besondere erfahrung, warzuo diß gewächß in der artznei dauglich sey, vernommen, außgescheyden, das man von disem korn schön brot bache […]

Ich habe zur Zeit noch keine besondere Erfahrung gemacht, wozu dieses Gewächs in der Arznei tauglich sein kann, außer, dass man mit diesem Korn gut Brot backen kann.

Das von Hieronymus Bock gelobte Brot aus Mais ist glutenfrei und somit auch für Menschen mit Unverträglichkeit gegenüber Klebereiweiß (Zöliakie) geeignet.
Mais nimmt heute weltweit bezüglich der Erntemenge (über 1,2 Milliarden Tonnen jährlich) den Spitzenplatz unter den Kulturpflanzen ein.1 Der Massenanbau, vor allem in den USA, erfolgt in Monokulturen. Diese wirken sich negativ auf die Bodenqualität aus und erhöhen den Krankheits- und Schädlingsdruck.
Die Nobelpreisträgerin Barbara McClintock entdeckte 1948 in Maispflanzen erstmals „springende Gene“, welche Mutationen verursachen und so die genetische Vielfalt von Organismen erhöhen.2 Mais hat seinen Ursprung vor über 9.000 Jahren in Mexiko.3 1493 gelangte dieser mit Kolumbus nach Europa. 80 Jahre später räumt Bock ein, dass er keine Kenntnisse über mögliche medizinische Wirkungen hat.

Bock benennt den Mais als Welsch Korn und geht in seiner Beschreibung darauf ein, dass der Mais nicht in Deutschland beheimatet ist: „undeutsch, fremdländisch, romanisch, südländisch“.4

[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28884/umfrage/erntemenge-von-getreide-weltweit/
[2] Matsuoka Y, Vigouroux Y, Goodman M, Jesus Sanchez G, Buckler E, Doebley J. 2002. A Single Domestication for Maize Shown by Multilocus Microsatellite Genotyping. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 99(9): 6080–6084. http://www.jstor.org/stable/3058628
[3] https://www.nobelprize.org/womenwhochangedscience/stories/barbara-mcclintock
[4] https://www.dwds.de/wb/welsch

Weyssen | Weizen

Triticum aestivum

In unseren landen würt das schönst, edelst, krefftigst und wolschmeckest brot auß Weyssen bachen. […] Weyssen mäl in milch oder wasser und buttern wol gesotten und eingenommen, macht milt den rauhen halß, miltert den huosten, und ist ein edele artznei denen so bluot spewen, und umb die brust versehrt seind.

In unseren Landen wird das schönste, edelste, kräftigste und wohlschmeckendste Brot aus Weizen gebacken. [...] Weizenmehl in Milch oder Wasser und Butter gekocht und eingenommen, macht den rauen Hals mild, mildert den Husten, und ist eine edle Arznei für diejenigen, die Blut spucken und unter Brustschmerzen leiden.

Bock schwärmt von der Köstlichkeit des Weizenbrotes, das in Deutschland eine lange Tradition hat. Er schreibt Weizen auch medizinische Wirkungen bei Bronchial- und Magenleiden zu. Weizenbrot zählt in vielen Kulturen als Grundnahrungsmittel. Jedoch hat das Brot einen sehr hohen Salzgehalt: Mit vier Scheiben wird bereits etwa die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis an Salz (6 g) aufgenommen.1 Der Verzehr von täglich 30 g Ballaststoffen, zum Beispiel aus Vollkornbrot, wird aber empfohlen.2
Weizen gehört heute zu den weltweit wichtigsten Kulturpflanzen: Jährlich werden global fast 800 Millionen Tonnen Weizen geerntet und nahezu ausschließlich als Nahrungs- und Futtermittel verwendet.3 Als Heilpflanze gilt Weizen heute nicht mehr.

[1] https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/10-regeln/
[2] https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/10-regeln/
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28884/umfrage/erntemenge-von-getreide-weltweit/

Von dem Heydenkorn | Buchweizen

Fagopyrum esculentum

Das gegenwertig Heydenkorn hat ein widerwertige natur in der artznei, dann es bläet den bauch, und macht dunckelaugen, dargegen vertreibet es die ventositates des bauchs, und macht klare augen, doch underscheidlich. Es […] dienet nicht zuor speiß für schwache Menschen, darumb wöllen wirs dem vihe behalten.

Der vorliegende Buchweizen hat eine widersprüchliche Wirkung in der Arznei, denn es bläht den Bauch auf und macht dunkle Augen.
Dagegen vertreibt es Blähungen und macht die Augen klar. Es [...] dient nicht als Speise für schwache Menschen, darum wollen wir es dem Vieh vorbehalten.

Bock stellt Weizen und Buchweizen aufgrund ihrer ähnlichen Nutzung nebeneinander. Er ist sich aber bewusst, dass beide Pflanzen systematisch unterschiedlich einzuordnen sind.
Die von Bock beschriebenen negativen Wirkungen sind aus heutiger Sicht nicht wissenschaftlich belegt - Buchweizen gilt als gesundes Lebensmittel. Es ist ein sogenanntes Pseudogetreide und wegen des fehlenden Glutens auch für Menschen mit Unverträglichkeit gegenüber Klebereiweiß (Zölialkie) geeignet.
Buchweizen ist aufgrund seines Blühzeitraums und des hohen Zuckergehaltes des Nektars auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Sein Anbau kann helfen, die Biodiversität heimischer Wildbienenarten zu erhalten.