Von Teütschem Pfeffer | Chili

Capsicum annuum

[…] dienet sehr wol zuor artzney, dann sein würckung ist den harn zuo bewegen, der dawung helffen, auß zuo ziehen, den schleim zertheylen, das grimmen zuostillen, und flecken vertreiben.

[...] dient sehr wohl als Arznei, denn seine Wirkung ist es, den Harn zu treiben, der Verdauung zu helfen, den Schleim zu zerteilen, Schmerz zu stillen, und Flecken zu vertreiben.

Chili enthält viel Vitamin C. Das in Chilischoten enthaltene Capsaicin, welches das typische Schärfeempfinden bei uns auslöst, wird heute noch in Arzneimitteln bei Schmerzen und Durchblutungsstörungen eingesetzt.
Bock unterscheidet bereits den Schwarzen Pfeffer1 aus Indien und den Chili. Er ordnet sie auf Grund ihrer Schärfe nebeneinander – obwohl die Pflanzen sehr verschieden aussehen und zu unterschiedlichen Pflanzenfamilien gehören. Chili stammt vom amerikanischen Kontinent und wurde dort bereits vor über 6.000 Jahren kultiviert.2 Kolumbus brachte die Pflanze im 15. Jahrhundert nach Europa. Nicht einmal hundert Jahre später war die Herkunft vergessen, und Bock nannte ihn „Teütschen Pfeffer“.

[1] Pfeffer = Piper nigrum, Piperaceae
[2] Perry L, Dickau R, Zarillo S, et al. 2007. Starch Fossils and the Domestication and Dispersal of Chili Peppers (Capsicum spp. L.) in the Americas. Science 315: 986–988. https://doi.org/10.1126/science.1136914

Seeblumen | Seerose und Teichrose

Nymphaea alba und Nuphar lutea

Das gebrandt wasser von den weissen Seeblumen […] ist ein köstliche hilff […] zuo dem dürren huosten, für den grossen durst, zuo der entzündten Lebern und Miltz, mag diß edel wasser je nach gelegenheit ohn sorg dem krancken, jeder zeit gereicht werden […] solle die gesunden nicht brauchen, außgenommen die ihenige so keüschheit gelobt, unnd ein frommes leben im Kloster schliessen wöllen, dann diß wasser tödtet und erkeltet die gebärende krafft der eingepflantzten natur.

Das gebrannte Wasser von der weißen Seeblume [...] ist eine köstliche Hilfe bei trockenem Husten, bei großem Durst, bei entzündeter Leber und Milz. Dieses edle Wasser kann nach Gelegenheit und ohne Sorge dem Kranken jederzeit gereicht werden. [...] Es sollen die Gesunden nicht verwenden, außer diejenigen, die Keuschheit gelobt haben und ein frommes Leben im Kloster führen, denn dieses Wasser tötet die Zeugungsfähigkeit der gegebenen Natur und lässt sie erkalten.

Bock schreibt den Seerosengewächsen (Nymphaeaceae) eine Heilwirkung bei etlichen Erkrankungen zu. Gleichzeitig warnt er aber auch vor sexueller Funktionsstörung. Heute wissen wir, dass die zwei bei Bock abgebildeten und beschriebenen Seerosengewächse zu unterschiedlichen Gattungen gehören: die Weiße Seerose (Nymphaea alba) und die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea). Sie sind giftig, für den menschlichen Verzehr nicht geeignet und werden in der Medizin heute nicht mehr verwendet.


Weiden / Felbinger | Weide

Salix spec.

[…] und das in die schmertzlichen ohren gethon, benimpt den schmertzen, und stillet das wehe. Mit gemelter salben den leib gesalbet, reynigt die haut, und vertreibt die schüppen.

[...] und das in die schmerzenden Ohren getan, nimmt den Schmerz und stillt das Leid. Die erwähnte Salbe auf den Körper aufgetragen, reinigt die Haut und vertreibt die Schuppen.

Seit Jahrtausenden wird Salicylsäure aus der Rinde der Weide extrahiert und als Schmerzmittel eingesetzt. Heutzutage wird das Medikament jedoch fast ausschließlich chemisch synthetisiert (als Acetylsalicylsäure, auch ASS genannt, beispielsweise unter dem Markennamen Aspirin bekannt).
Salicylsäure ist auch in Hautpflegeprodukten enthalten, da es die Entfernung der abgestorbenen Hautzellen fördert („Peeling“) und überschüssige Talgproduktion verhindert.
Es sind etwa 450 verschiedene Arten von Weiden beschrieben. Bei den zwei von Bock dargestellten Weidenbäumen handelt es sich auch nach heutigem Wissensstand um unterschiedliche Arten.

David Kandel illustriert den Weidenbaum links mit einem Vogel und die Seilweide rechts mit einem Bock mit leicht gebogenen Hörnern. In der christlichen Symbolik steht der Vogel für das Schöpfungswerk im Allgemeinen.1 In der Renaissance konnte ein Bock als Symbol für Triebhaftigkeit und Zeugungskraft stehen.2

[1] Heinz-Mohr G. 1971. Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen christlicher Kunst. Diederichs Verlag. Köln.
[2] Heinz-Mohr G. 1971. Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen christlicher Kunst. Diederichs Verlag. Köln; Chapeaurouche. D.d. 1987. Einführung in die Geschichte der christlichen Symbole. Wissenschaftliche Buchgesellschaft.