Ernährung und Gesundheit in der Antike

Von Philip van der Eijk

Mit den Anfängen des griechischen medizinischen Denkens, das mit den Namen der großen Ärzte Hippokrates von Kos (460 – 370 v. Chr.) und Diokles von Karystos (4. Jh. v. Chr.) verbunden ist, setzte auch die systematische Beschäftigung mit dem Thema Ernährung auf medizinischer Grundlage ein. Neben körperlicher Bewegung und Hygiene war die Ernährung die Hauptkomponente dessen, was im Griechischen diaita genannt wird. Dieser Begriff, der eine breitere Bedeutung hat als das deutsche Wort „Diät“, beschreibt eine strukturierte Lebensführung (das ‚Regimen‘). Diese wurde sowohl therapeutisch für die Behandlung als auch präventiv zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt. Sie hatte zum Ziel, Gesundheit und Krankheit zu einem höheren Ausmaß beeinflussbar zu machen als bisher möglich gewesen war.

Das weitgehend empirisch gesammelte Erfahrungswissen über die gesundheitlichen und therapeutischen Wirkungen der verschiedenen Nahrungsmittel wurde von den griechischen Ärzten systematisiert und oft in Katalogform aufgezählt, damit es auch für Laien praktisch und leicht nutzbar war. Es gab auch Versuche, Nahrungsmittel physiologisch zu erklären. Dies geschah anhand von Theorien über die elementaren Bestandteile der Nahrungsmittel und ihr Verhältnis zur Beschaffenheit des menschlichen Körpers. Dabei wurden auch andere Faktoren die die Wirkung eines Nahrungsmittels beeinflussen konnten, berücksichtigt; beispielsweise die Zubereitung und Dosierung der Speisen sowie Klima- und Umweltfaktoren. Der berühmte griechische Arzt Galen von Pergamon (129 –216 n. Chr.) entwarf in seiner Abhandlung „Über die Vermögen der Nahrungsmittel“ ein raffiniertes System von Differenzierungen, die bei der Auswahl und Nutzung von Nahrungsmitteln für gesundheitliche Zwecke zu beachten sind; Pflanzen nahmen eine ganz besondere Stellung ein.

Die systematische Erforschung der Pflanzen begann mit dem Philosophen und Naturwissenschaftler Theophrast von Eresos (371 – 287 v. Chr.), Schüler von Aristoteles (384 – 322 v. Chr.). Seine Untersuchungen zur Morphologie der Pflanzen und zu ihrer Fortpflanzung waren für die Geschichte der Botanik von maßgeblicher Bedeutung. Er widmete ein ganzes Buch seiner „Forschungen zu den Pflanzen“ den heilenden Kräften der Pflanzen. Dieses Werk hatte auf spätere Autoren wie Plinius (23 –79 n. Chr.) und Dioskorides (1. Jh. n. Chr.) großen Einfluss und wurde auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vielfach herangezogen. Hieronymus Bock greift in seinem „Kreütter Buch“ auf das Wissen dieser antiken Autoren in vielfältiger Weise zurück.