Von dem Habern | Hafer

Avena sativa

[…] ist der Habern ein speiß fuotter der Reißpferd, im Teütschenland […] Haber brei […] ist ein edele artznei zuom täglichen stuolgang, stopffet den bauch, und gibt zimliche guote narung, umb seiner natürlichen wärme willen.

[...] ist der Hafer eine Futterspeise der Reisepferde in deutschen Landen. Haferbrei [...] ist eine edle Arznei zum täglichen Stuhlgang, füllt den Bauch und ist wegen seiner natürlichen Wärme eine angenehme gute Nahrung.

Nachdem Hafer – wie von Bock beschrieben – jahrhundertelang überwiegend als Viehfutter verwendet wurde, gilt dieser heutzutage in Ernährung und Medizin als die heimische Superpflanze. Die von Bock erwähnte positive Wirkung des Hafers auf die Verdauung kann heute auf Kohlenhydrate aus der Gruppe der Beta-Glucane zurückgeführt werden. Diese können helfen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.1
Im Rahmen einer veganen Ernährung oder bei Laktoseintoleranz werden Haferdrinks und andere pflanzliche Ersatzprodukte heutzutage statt Kuhmilch verwendet. Dies hat zu einem kontinuierlichen Wachstum der Anbauflächen geführt. Der Anbau von Hafer trägt zur Regeneration des Bodens bei, unterdrückt das Unkrautwachstum und reduziert den Krankheitsdruck in der Fruchtfolge.

Die von David Kandel in der Illustration hinzugefügten Gänse können für Verbundenheit und Treue stehen.2

[1] EFSA Panel on Dietetic Products and Nutrition and Allergies (EFSA). 2010. Scientific opinion on the substantiation of a health claim related to oat beta-glucan and lowering blood cholesterol and reduced risk of (coronary) heart disease pursuant to article 14 of regulation (EC) no 1924/2006. EFSA Journal 8(12): 1885. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2010.1885
[2] Hartmann PW. 1996. Kunstlexikon. 1. Ausgabe. BeyArs Verlag.  Wien

Von Welschen Bonen | Bohnen

Phaseolus vulgaris

Ir natur und würckung ist den harn zuo bewegen. Dargegen ist es ein Melancholische speiß, macht schwär geblüt, und schwere treüm […]

Ihre Natur und Wirkung ist es, den Harn zu treiben. Dagegen ist es eine Melancholie verursachende Speise, macht schwermütig und schwere Träume.

Die von Bock beschriebene harntreibende Wirkung wird bis heute genutzt: Bohnenschalen sind in Blasen- und Nierentees enthalten. Ein gewisser Anteil an Bohnen oder anderen Hülsenfrüchten an unserer Nahrung ist auch für die Zusammensetzung unseres Darmmikrobioms (d.h. der Bakterien und anderen Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt) vorteilhaft. Ein gesundes Mikrobiom hilft nicht nur bei der Verdauung, sondern kann auch Entzündungserkrankungen des Darms vorbeugen.1
Hülsenfrüchte enthalten viele Ballaststoffe, Eiweiß und Vitamine. Sie sind bei einer fleischarmen Ernährung besonders wichtig, um unseren Körper vollwertig zu versorgen. Da der Anbau zudem mit relativ geringen Klima- und Umweltbelastungen verbunden ist, werden Hülsenfrüchte auch im Rahmen der Planetary Health Diet empfohlen.2

Bock bezeichnet die Bohne als Welsche Bohne und geht in seiner Beschreibung darauf ein, dass die Bohne nicht in Deutschland beheimatet ist: „undeutsch, fremdländisch, romanisch, südländisch“ .3

[1] Kadyan S, Park G, Singh P, Arjmandi B, Nagpal R. 2023 Prebiotic mechanisms of resistant starches from dietary beans and pulses on gut microbiome and metabolic health in a humanized murine model of aging. Front. Nutr. 10: 1106463. https://doi.org/10.3389/fnut.2023.1106463
[2] https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/
[3] https://www.dwds.de/wb/welsch

 


Baumnuß | Walnuss

Juglans regia

Baumnuß […] ist nit jedermans kost, dann sie beschweren den magen, seind schwerlich zuo verdawen, und bringen hauptwehe sagt Diocles. Mehren auch im magen die gallen, erwecken den huosten und erbrechen.

Walnuss [...] ist keine Speise für jedermanns, denn sie liegt schwer im Magen, ist schwer zu verdauen und bringt Kopfschmerzen, sagt Diokles von Karystos. Vermehrt auch im Magen die Galläpfel, löst Husten und Erbrechen aus.

Etwas anders als von Bock dargestellt, gelten die Nüsse des Walnussbaumes heute als gesundheitsförderndes Lebensmittel. Walnüsse bestehen zu ca. 60 % aus Fett. Sie sind reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Die Planetary Health Diet empfiehlt den Verzehr von einer Handvoll Nüsse (50 g) am Tag.1 Ein regelmäßiger moderater Verzehr von ungesalzenen und ungerösteten Nüssen kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und eine Gewichtsabnahme bei Adipositas (Fettleibigkeit) unterstützen.2
Die Walnuss ist zudem eine gute Alternative bei den weit verbreiteten Haselnuss- und Erdnussallergien.

Die Illustration von David Kandel mit Vögeln, einer Holzkiste und einer Rindenausstülpung am Baumstamm hat womöglich einen Bezug zu der im Begleittext beschriebenen Art der Nussernte: So schreibt Bock, dass eine Verletzung des Baumstammes die Nüsse durch Feuchtigkeitsentzug weicher macht.

Walnuss wird regional auch Welschnuss genannt und bezeichnet damit ebenso, dass die Nuss nicht in Deutschland beheimatet ist: „undeutsch, fremdländisch, romanisch, südländisch“.3

[1] https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/
[2] Ros E, Singh A, O’Keefe JH. 2021. Nuts: Natural Pleiotropic Nutraceuticals. Nutrients 13: 3269. https://doi.org/10.3390/nu13093269
[3] www.dwds.de/wb/welsch

Die Planetary Health Diet

Um alle Menschen dieser Erde nachhaltig und gesund zu ernähren, ist eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig. Daher schlug 2019 erstmals die EAT-Lancet Kommission, basierend auf wissenschaftlicher Evidenz, die sogenannte Planetary Health Diet vor. Es handelt sich hierbei um eine Ernährungsstrategie, welche sowohl für die Menschen als auch für unseren Planeten gesund und nachhaltig ist. Die EAT-Lancet Kommission ist eine Kooperation zwischen der wissenschaftsbasierten globalen Plattform EAT, mit der Vision, die Ernährungswende zu beschleunigen, und „The Lancet“, einer der führenden medizinischen Fachzeitschriften. Das Ziel der EAT-Lancet Kommission ist es, ein faires und nachhaltiges globales Ernährungssystem für gesunde Menschen und einen gesunden Planeten zu schaffen. Ihr gehören aktuell 37 Wissenschaftler:innen aus 16 Ländern der Welt und verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen an, darunter Expert:innen für Gesundheit, Ernährung, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik und Landwirtschaft. Sie alle arbeiten zusammen, um eine wissenschaftliche Grundlage für eine Transformation des globalen Ernährungssystems zu schaffen. Der vorgeschlagene Speiseplan passt perfekt für sogenannte Flexitarier:innen, die nur ab und zu Fleisch essen. Zudem sollen Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, abgerundet mit täglichem Verzehr von Nüssen, ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung ein. https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/